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Sakrale Chorsinfonik mit Pärt und Mozart
Klangvoller Start in den diesjährigen
Konzertsommer in der Klosterkirche Thalbürgel
Zwei Werke gaben dem ersten offiziellen Konzertabend
des 29. Thalbürgeler Konzertsommers am Samstag ihre Prägung.
Ausführende waren der Kammerchor und das Orchester der Hochschule
für Musik „Franz Liszt“ Weimar unter der Leitung von
Prof. Jürgen Puschbeck; Solisten Sachiko Muta und Sybille Tancke,
Sporan, Sebastian Rein, Tenor, und Chang-Moon Lee, Bass.
Von dem 1935 in Tallin geborenen Arvo Pärt erklang das „Te
Deum“ in der revidierten Fassung von 1992 für drei Chöre,
Streicher, Klavier und Tonband. Das Werk überzeugt durch
beeindruckende Durchsichtigkeit seiner Klangentfaltung, bei der sich
Sänger und Instrumentalisten in überraschend wohlklingender
Tonalität ergänzen. Arvo Pärt, der sich zunächst
in allen modernen Kompositionstechniken ausprobiert hat, ehe er zu
seinem eigenen Stil fand, zeigt sich hier auf einem Weg, bei dem das
Wort „Läuterung“ angebracht erscheint. Elektronisches
Klavier und Tonband geben zu den Wechselgesängen zwischen
Streichorchester und Chor nur gelegentlichen untermalenden
Hintergrund. Die kurzen Motive und prägnanten Rhythmen scheinen
aus sich selbst heraus zu wachsen und werden von Instrumentalisten
und Sängern hin und her gereicht. Der zusätzlich sich
anbietende freundliche Grundton der Komposition kommt dem Hörer
wohltuend entgegen, weil er in der Musik Zusammenhänge zu
erkennen glaubt, die ihm bekannt vorkommen, obwohl sie neu sind. Dazu
trägt auch ein in betont ruhig-feierlicher Stimmung gehaltener
Chorklang bei. Part setzt also die Gesetze der Schwerkraft in der
Musik nicht aus. Er wendet sie nur maßvoll an, und das haben
die Weimarer unter Puschbeck mit gutem Gespür nachvollzogen.
Eine völlig andere Art von Seelenmassage gab es danach mit
W. A. Mozarts „Missa in c“ für vier Soli, Doppelchor
und Orchester. Dieses liegen gebliebene Fragment hat die musikalische
Nachwelt immer wieder beschäftigt. In der zuletzt von Helmut
Eder 1981 ergänzten Fassung erklang die Messe in Thalbürgel.
Konnte man zuvor bei Part ein Werk hören, das in modern-sensibler
Art an die Textinterpretation heranging, kam es einem bei Mozart vor,
als wolle dieser alle seine Fähigkeiten ins prunkvolle
Katholisch-Sakrale hineinlegen. Prachtentfaltung nicht nur in den
Huldigungschören, sondern auch bei der Leidensdarstellung.
Strahlendes Porte in „Gloria“, so dass der Hörer
hier gar nicht auf andere Gedanken kommen kann. Und wer kann oder
will sich schon diesem Mozart-Sog verweigern?
Unter den Solisten waren besonders die beiden Sopranistinnen zu
beachten. Die Japanerin Sachiko Muta mit metallisch klarem Timbre
und Sybille Tancke, die der Wärme der Empfindung den Vorzug
gab. Dazu die stimmgeschulten Chorsänger des Kammerchores. Unter
Jürgen Puschbeck konnten sie ihre Reaktionsfähigkeit
unter Beweis stellen. Eine Ohrenweide – der Beifall
bestätigte es.
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