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Presse/Archiv 2001

Sakrale Chorsinfonik mit Pärt und Mozart

Klangvoller Start in den diesjährigen Konzertsommer in der Klosterkirche Thalbürgel

Zwei Werke gaben dem ersten offiziellen Konzertabend des 29. Thalbürgeler Konzertsommers am Samstag ihre Prägung. Ausführende waren der Kammerchor und das Orchester der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ Weimar unter der Leitung von Prof. Jürgen Puschbeck; Solisten Sachiko Muta und Sybille Tancke, Sporan, Sebastian Rein, Tenor, und Chang-Moon Lee, Bass.
Von dem 1935 in Tallin geborenen Arvo Pärt erklang das „Te Deum“ in der revidierten Fassung von 1992 für drei Chöre, Streicher, Klavier und Tonband. Das Werk überzeugt durch beeindruckende Durchsichtigkeit seiner Klangentfaltung, bei der sich Sänger und Instrumentalisten in überraschend wohlklingender Tonalität ergänzen. Arvo Pärt, der sich zunächst in allen modernen Kompositionstechniken ausprobiert hat, ehe er zu seinem eigenen Stil fand, zeigt sich hier auf einem Weg, bei dem das Wort „Läuterung“ angebracht erscheint. Elektronisches Klavier und Tonband geben zu den Wechselgesängen zwischen Streichorchester und Chor nur gelegentlichen untermalenden Hintergrund. Die kurzen Motive und prägnanten Rhythmen scheinen aus sich selbst heraus zu wachsen und werden von Instrumentalisten und Sängern hin und her gereicht. Der zusätzlich sich anbietende freundliche Grundton der Komposition kommt dem Hörer wohltuend entgegen, weil er in der Musik Zusammenhänge zu erkennen glaubt, die ihm bekannt vorkommen, obwohl sie neu sind. Dazu trägt auch ein in betont ruhig-feierlicher Stimmung gehaltener Chorklang bei. Part setzt also die Gesetze der Schwerkraft in der Musik nicht aus. Er wendet sie nur maßvoll an, und das haben die Weimarer unter Puschbeck mit gutem Gespür nachvollzogen.
Eine völlig andere Art von Seelenmassage gab es danach mit W. A. Mozarts „Missa in c“ für vier Soli, Doppelchor und Orchester. Dieses liegen gebliebene Fragment hat die musikalische Nachwelt immer wieder beschäftigt. In der zuletzt von Helmut Eder 1981 ergänzten Fassung erklang die Messe in Thalbürgel.
Konnte man zuvor bei Part ein Werk hören, das in modern-sensibler Art an die Textinterpretation heranging, kam es einem bei Mozart vor, als wolle dieser alle seine Fähigkeiten ins prunkvolle Katholisch-Sakrale hineinlegen. Prachtentfaltung nicht nur in den Huldigungschören, sondern auch bei der Leidensdarstellung. Strahlendes Porte in „Gloria“, so dass der Hörer hier gar nicht auf andere Gedanken kommen kann. Und wer kann oder will sich schon diesem Mozart-Sog verweigern?
Unter den Solisten waren besonders die beiden Sopranistinnen zu beachten. Die Japanerin Sachiko Muta mit metallisch klarem Timbre und Sybille Tancke, die der Wärme der Empfindung den Vorzug gab. Dazu die stimmgeschulten Chorsänger des Kammerchores. Unter Jürgen Puschbeck konnten sie ihre Reaktionsfähigkeit unter Beweis stellen. Eine Ohrenweide – der Beifall bestätigte es.

Von Müller Schmied

Ostthüringer Zeitung, 23.05.2001



letzte Aktualisierung am: 06.03.2004 | Design&Umsetzung: reene | Haftung/Disclaimer