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Schwebende Stimmen
Konzertreihe „Bach 2000“
in der Christuskirche mit zwei Uraufführungen
Kantor Bernd Leste gibt zum 250. Todesjahr Johann
Sebastian Bachs die Konzertreihe „Bach 2000“ in der
Christuskirche. Bei dem letzten Konzert hob der Kirchenmusikdirektor
zwei Uraufführungen ins Programm, die Suite 2000 von Joachim
Beez und das Benedictus aus seiner eigenen Komposition Sanctus,
gesungen vom Kammerchor der Musikhochschule Weimar unter der Leitung
von Professor Jürgen Puschbeck.
„Leider hatte der Chor nicht genügend Zeit, um das ganze
Sanctus aufführungsreif einzustudieren“, bedauerte Leste,
der in seinem Werk auf die h-Moll-Messe Bachs reflektiert und das
Sanctus für drei Chöre zu je zwölf Stimmen komponierte,
die sich an den Seiten und vor dem Altar aufstellten und so die
Zuhörerschaft in die Mitte nahmen.
Klar, durchsichtig schwebten die Soprane zu Beginn des Benedictus
über den dunklen Stimmen. Fast jede einzelne Stimme war für
sich hörbar und fügte sich doch zu einem harmonischen
Klangbild. Der Studentenchor begeisterte mit phrasierter, dabei straff
ausgeführter Ausmalung der Komposition. Die Chöre, die
Stimmen spielten sich die Töne zu, hielten Zwiesprache, um gleich
weiter zu wandern. besonders klar wurden die gregorianischen Sequenzen
geformt.
Beez schuf seine Suite 2000 nach der Bach-Motette „Jesus meine
Freude“ mit den Sätzen „alla corrente“,
„alla sarabanda“ und „alla allemande“. Der
Professor der Weimarer Musikhochschule schrieb den Stimmen reine
Vocalismen, verwendete sie, Worte und ihrer Inhalte als zusätzliches
Element beraubt, als pures Instrument, eine Herausforderung für
den Chor, der die Ausschnitte dieser Suite mit hörbarer Freude
am Gestalten mit der Stimme sang. Sehr kantabel die Soprane im
zweiten, an eine Litanei erinnernden Satz. Bewegt, munter und
voller Überraschungen der dritte Satz. Mit selten hörender
Leichtigkeit und hoher Vielfarbigkeit, dabei wieder sehr durchsichtig,
kantabel und voller Schwung sangen die Weimaraner Bachs Motette
„Singet dem Herrn“.
Frank Fischer, ebenfalls von der Weimarer Musikhochschule, bewies in
der Partita c-Moll von Bach ein feines, filigranes Spiel auf der
Gitarre und arbeitete in „Tinto“ von Maurice Ohana
(geboren 1914) den Stil der spanischen Gitarren-Tradition ernst,
ausdrucksstark, doch im Klang modern und expressiv aus. Ein Konzert
wie eine Preziose.
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