Farbtupfer und Glanzlichter
Präsenz und sichere Intonation
zeichneten den Kammerchor unter Leitung seines Dirigenten
Jürgen Puschbeck bei seinem Konzert in der Hofer St.
Johanneskirche aus
Ein deutlich ausgeprägter Regenbogen
geleitete am Samstag die Zuhörer zum Konzert des
Kammerchors der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar
in der Hofer St. Johanneskirche: ein Zeichen für die
musikalischen Farbtupfer, die in den folgenden neunzig
Minuten den Kirchenraum erfüllen sollten. Neunzig Minuten
voller exzellenter Vokal- und Orgelmusik (Chormitglied
Ruben Viertel spielte ein Präludium von Bach und ein
modernes Orgelwerk); ermöglicht hatte das Konzert die
Hofer Dr.-Hans-Vießmann-Stiftung.
Farbtupfer waren es in der Tat, denn
aus verschiedenen Stilrichtungen der Chorliteratur hatten
die Sänger und ihr souveräner Dirigent, Professor Jürgen
Puschbeck, ihr ausnahmslos hochqualitatives Programm gewählt
und ausgefeilt. Zu Glanzlichtern wurden die Werke durch
die hervorragende Interpretation durch die etwa 45 jungen
Sängerinnen und Sänger. An der „Quelle
Musikhochschule“ hat Puschbeck ein Ensemble
zusammengestellt, das sein fachkundiges Publikum durch
hohe Textverständlichkeit, eine über jeden Zweifel
erhabene Intonation und nahezu perfekte Technik
begeisterte.
Diesen Genuss bereiteten die Studenten
von den ersten Tönen an. Auf das doppelchörige
„Jauchzet dem Herrn“ von Heinrich Schütz und „Ich
lasse dich nicht“ von Johann Christoph Bach folgte
„Komm, Jesu, komm“ von Johann Sebastian Bach. Der
zweite Teil war Werken aus dem 19. Jahrhundert
vorbehalten, wobei das „O padre nostro“ von Giuseppe
Verdi einen deutlichen Kontrast bildete zu den
vorhergehenden Stücken von Max Reger („Unser lieben
Frauen Traum“), Franz Liszt („Ave Maria“), Felix
Mendelssohn Bartholdy („Kyrie eleison“) und Anton
Bruckner („Christus factus est“).
Der Schlussteil gehörte
Volksliedbearbeitungen – wie wunderschön diese Art der
Musik klingen kann, wurde durch den Weimarer Hochschulchor
einmal mehr in Erinnerung gerufen. Zunächst erklangen
vier, teils temperamentvolle, teils tänzerische jiddische
Lieder, bei denen der vielstimmige Chor zum Orchester zu
werden schien. An der Ausdruckskraft dieser Lieder hatte
vor allem auch der Dirigent einen erheblichen Anteil, der
seine Sänger bei jedem Lied den Charakter der Musik durch
Mimik und Bewegungen „vorlebte“.
Dann folgten vier deutsche Volkslieder.
Nach Max Regers „Es waren zwei Königskinder“
erklangen die bekannte, lautmalerisch vorgetragene
„Vogelhochzeit“ von Volker Wangenheim und „Auf einem
Baum ein Kuckuck saß“ von Johannes D. Link. Bewusst ans
Ende des Konzerts gesetzt, zeigten diese Darbietungen, wie
kunst- und anspruchsvoll auch solche Lieder gesungen
werden können, ohne sie brutal zu modernisieren.
Mit einem nicht enden wollenden Schlussbeifall – zwischen den Vorträgen
enthielt sich das konzentriert folgende Publikum jeglichen
Applauses – dankten die Zuhörer dem Ensemble und wurden
mit einem vierstimmigen Satz von Matthias Claudius`
Abendlied „Der Mond ist aufgegangen“ belohnt.
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