Junge Stimmen brillierten
Die Vokalbeiträge des
Kammerchores der Weimarer Hochschule für Musik waren für
die Freunde der Chormusik ein absolutes Hörerlebnis
Es bereitet dem Publikum immer wieder
Freude, Musikveranstaltungen in der alten, inzwischen
wieder in neuem Glanz erstrahlenden Kirchen des Vogtlandes
mit ihren bemerkenswerten Akustik zu besuchen, um dort
instrumentalen und vokalen Klängen zu lauschen. Deshalb
machten sich am Samstag viele Besucher auf den Weg nach Kürbitz
in die Salvatorkirche. Dort gab der Kammerchor der
Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar unter Professor Jürgen
Puschbeck ein Konzert. Nach der Begrüßung des Pfarrers
Hartmut Stief wurden Freunde der Chormusik zunächst noch
durch Herrn von Feilitzsch, dessen Geschlecht früher in Kürbitz
sesshaft war, mit der Geschichte dieses Gotteshauses
vertraut gemacht.
Hörerlebnis für die Besucher
„Jauchzet dem Herren alle Welt“,
mit dieser Psalmvertonung von Heinrich Schütz leiteten
die rund vierzig jungen Sängerinnen und Sänger mit ihrem
Dirigenten den ersten Teil dieses A capella Programms ein.
Weitere Darbietungen in vorbildlich dynamischer Abstufung
und Textartikulation folgten, so „Ich lasse Dich nicht,
Du segnest mich denn“ von Johann Christoph Bach und
„Komm, Jesu komm“ von Vater Johann Sebastian Bach.
Jeder dieser sowie der weiteren Vokalvorträge wurden zum
Hörerlebnis für die Besucher, ob das anbetende „Ave
Maria“ von Franz Liszt, der von Mendelssohn-Bartholdy
vertonte Bittgesang „Kyrie Eleison“, Anton Bruckners
katholischer Messgesang „Christus factus est“ oder das
von Giuseppe Verdi in unverwechselbarem Kompositionsstil
in Noten gesetzte Vaterunser „O Padre nostro“. Es war
Chorgesang, der ins Ohr und zu Herzten ging, und diese
erhabene Klangwelt hielt die Zuhörer in ihrem Bann.
Das vokale Kammerensemble aus Weimar
setzt sich auch Studentinnen und Studenten der dortigen
Hockschule für Musik FRANZ LISZT, der
„Friedrich-Schiller-Universität“ Jena und der
Architektenhochschule Weimar zusammen. Er wurde 1976 von
Professor Gert Frischmuth gegründet, dessen Nachfolge Jürgen
Puschbeck antrat. Dieser fand seine erste musikalische
Aufgabe als Fünfjähriger in der Kurrende seiner
Heimatstadt Schneeberg und führte diesen Weg im Dresdner
Kreuzchor fort. Nach seinem Studium an der Musikhochschule
Weimar übernahm er im Herbst 1997 die künstlerische
Leitung des dortigen Kammerchores und erhielt in dieser
musikalischen Bildungsstätte kurz darauf seine Berufung
als Professor für Chordirigieren.
Der Vokalklangkörper bestreitet pro
Jahr etwa 20 Auftritte, die ihn auch in andere europäische
Länder führen. Im kommenden September nimmt er
Konzertverpflichtungen in verschiedenen Bundesstaaten der
USA wahr.
Doch zurück zu den Darbietungen in der
Salvatorkirche. Zur Auflockerung des Nachmittags
beinhaltete das Programm auch zwei Orgelwiedergaben, die
Stephanie von Feilitzsch als Managerin des Ensembles ankündigte.
Dazu hatte der Chorsänger Ruben Viertel den Platz auf der
Orgelbank eingenommen, um dem Publikum zunächst mit
Bravour das wirkungsvolle Präludium c-Moll von Johann
Sebastian Bach darzubieten. Die „Verschnupfte
Nachtigall“ hielt danach zwar auch eine gewaltige Flut
von Tönen parat, doch stand diese Komposition im starken
Kontrast zum musikalischen Gesamtverlauf.
Überzeugende Vokalkunst
Bearbeitungen jiddischer Lieder – sie
sind seit Urzeiten Spiegelbilder des Denkens und Fühlens,
der Freude und Sehnsucht jüdischer Menschen – erfreuten
dann die Zuhörer mit etwas anders gearteten Klangbildern.
Obwohl seltener aufgeführt, konnte man sich ihnen
keineswegs verschließen, ob dem „Hop dunai“ („Spiel
mir ein Liedele“) oder dem vom Chor eindrucksvoll erzählten
„Tumbalalaika“. Deutsche Volksliedbearbeitungen
beendeten schließlich den musikalischen Reigen, wobei die
lustig-neckischen Arrangements für „Die
Vogelhochzeit“ und „Auf einem Baum ein Kuckuck saß“
dem anspruchsvollen Programm einen aufgelockerten und sängerisch
virtuosen Abschluss verliehen.
Es war ein gelungener Nachmittag mit überzeugender Vokalkunst. Auch wenn
diese über die Vierstimmigkeit hinausging, blieben die
Geschlossenheit und der Wohlklang – dank des Könnens
und der vorbildlichen Disziplin der Vokalisten sowie der
Souveränität des am Dirigentenpult sicher agierenden
Professor Jürgen Puschbeck – uneingeschränkt erhalten.
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